Ein Eilantrag in der jüngsten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung hat es in sich: der Dietzenbacher Tafel droht das Aus, sofern sie keine neuen Räume findet.
Dietzenbach – Denn aus ihrem derzeitigen Zuhause, der Pfarrgemeinde St. Martin, muss sie ausziehen, die katholische Kirche will die Räume künftig selbst nutzen. Nach der Zusammenlegung der Dietzenbacher und Heusenstammer Gemeinden plant sie, dort die beiden Verwaltungen unterzubringen. Das hat der Verwaltungsrat der Gemeinde der Stadt in einem Schreiben mitgeteilt. Die Stadt soll laut Eilantrag nun prüfen, wie es für die Tafel weitergehen kann. Drei Optionen stehen im Raum. Die Verantwortlichen haben ein Jahr Zeit, um eine Lösung zu finden – und um eventuell anfallende Kosten im Haushalt 2025 einzuplanen.
Die Tafel sei eine unverzichtbare Säule der Stadt, sagt der Chef der CDU-Fraktion, Manuel Salomon, am vergangenen Freitag in der Sitzung. Er hat den Eilantrag zusammen mit der SPD eingebracht, Linke und FDP haben sich dem Papier angeschlossen. Mit dem Antrag wird der Magistrat gebeten, drei Optionen zu prüfen: ein Verbleib in den bisherigen Räumen, die Aufstellung eines Großcontainers respektive die Errichtung einer Halle auf dem Grundstück der Pfarrgemeinde oder ein neuer Standort. Salomon hebt besonders hervor, dass die Tafel bislang ohne Unterstützung der Stadt ausgekommen sei. Dass die Stadt jetzt einspringen muss, um die Tafel zu retten, hat einen einfachen Grund: die Gemeinde wolle nur mit der Stadt über eine Lösung verhandeln, nicht mit dem Tafelverein.
„Ein Verein kann sich jederzeit auflösen. Deshalb will die Kirche Sicherheit durch eine Vereinbarung mit der Stadt, wenn eine langfristige Lösung her soll“, vermutet Christel Germer, Leiterin der Dietzenbacher Tafel und CDU-Stadtverordnete. Der jetzige Standort sei ideal. Germer hofft daher, dass die Tafel weiter in der Offenbacher Straße bestehen kann. „Die meisten Menschen, die zu uns kommen, sind auf den Bus angewiesen. Hier gibt es direkt eine Haltestelle“, sagt Germer.
Ein anderer Grund, weshalb ein Umzug aus ihrer Sicht ärgerlich wäre, ist die Tatsache, dass die Tafel gerade erst eine Baugenehmigung für die auf dem Kirchenparkplatz aufgestellten Lagercontainer erhalten habe – nach zweijährigem Bemühen. Die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam, eine Binsenweisheit, die Germer und der Tafelverein in der Vergangenheit zu spüren bekommen haben. Daher müsse schnell gehandelt werden, fordert die Ehrenamtlerin.
Die beste Lösung laut Germer ist die Errichtung einer Halle auf dem Grundstück der Kirchengemeinde. Doch sie bezweifelt, dass das innerhalb von zwölf Monaten realisierbar sei. Wahrscheinlicher ist die Aufstellung eines Großcontainers. Das Bistum Mainz habe für diesen Weg bereits Zustimmung signalisiert. Der aktuelle Standort hat – neben der Busverbindung – noch einen weiteren, wichtigen Vorteil: dort könne die Tafel LKW-Lieferungen erhalten. Denn die Tafel bezieht ihre Waren auch aus dem Zentrallager ihres hessischen Landesverbands in Wetzlar. Palettenweise werden Lebensmittel angeliefert, die dann an Hilfsbedürftige abgegeben werden. Ein gänzlich neuer Standort müsse für Lastwagen erreichbar sein. Außerdem benötigten die 70 Ehrenamtler der Dietzenbacher Tafel Sanitärräume und eine Teeküche. „Die Leute wollen auch mal zwischendurch einen Kaffee trinken oder die Hände waschen und sich im Winter aufwärmen“, sagt Germer. Busanbindung, LKW-Zufahrt, Sozialräume: einen neuen Standort zu finden, der diese Voraussetzungen erfüllt, sei schwierig.
Findet die Stadt keine schnelle Lösung, droht der Tafel schlimmstenfalls sogar das Aus. Für viele Bedürftige wäre das eine Katastrophe. Sie sind auf die Tafel angewiesen. 188 Bedarfsgemeinschaften sind derzeit angemeldet. „Ich glaube nicht, dass das in Zukunft weniger werden wird, sondern mehr“, so Germer. (Steffen Lynch)
Info: Hierbei handelt es sich um ein reupload, der originale Bericht stammt von der OP Online (Offenbach Post) und ist vom 16.12.2024