9 Uhr. Nummernvergabe. In den Räumen der Pfarrgemeinde St. Martin ist die Hölle los. In einer Stunde beginnt die Lebensmittelausgabe der Dietzenbacher Tafel.
Dietzenbach „Im Schnitt kommen rund 160 Leute her“, sagt die Vorsitzende Christel Germer, bevor sie zurück in den Ausgaberaum geht. Dort sind 25 ehrenamtliche Helfer aktiv, schleppen Kisten und sortieren Lebensmittel. „Ohne sie geht es nicht“, betont Germer. Insgesamt rund 70 Ehrenamtler stehen zur Verfügung. „Sie wechseln sich im Drei-Wochen-Rhythmus ab“, erläutert die Vorsitzende.
Wer eine Nummer gezogen und vier Euro gezahlt hat, der wartet bis er aufgerufen wird und darf anschließend seine Runde durch den Gemeindesaal gehen – vorbei an Brot, Obst, Wasser und Reis, aber auch an Hygiene-Artikeln wie beispielsweise Zahnpasta. Dabei kommt eine zweite Zahl ins Spiel. Damit alle Beteiligten sehen, für wie viele Familienmitglieder „eingekauft“ wird, tragen sie eine Zahl um den Hals. „Das ist nur fair, denn es soll ja jeder etwas bekommen“, sagt Germer.
Viele der fleißigen Ehrenamtler sind seit einigen Jahren dabei. „Manche bereits seit der Gründung vor 15 Jahren“, verrät Germer. Und das merkt man. Ist eine Kiste zu schwer, packt ein anderer Helfer mit an. In den Mittelpunkt drängt sich niemand. „Ich komme gerne her und helfe, wo ich kann“, betont eine Ehrenamtlerin, bevor sie sich wieder den Lebensmittelkisten widmet. Viel Zeit zum Reden bleibt da nicht, denn der Ablauf ist streng getaktet. „Die meisten sind danach auch wirklich platt, wenn man von früh morgens bis 13 Uhr mitgearbeitet hat“, sagt Germer.
Und die Hilfe beschränkt sich nicht nur auf den Freitagmorgen im Gemeindesaal. „Die Fahrer sind auch an anderen Tagen unterwegs und holen Lebensmittel ab“, erläutert Germer. „Ich erstelle dann die Listen, wer wann im Einsatz ist aber auch der Rest bringt sich ein, wann er kann. Dafür gehen mehr Tage in der Woche drauf als nur einer.“
Und auch außerhalb des Gemeindesaals wird kräftig mitangepackt. Denn dort stehen zwei große Container. „Alle Lebensmittel, die wir bekommen, sind noch haltbar, aber manche lassen sich eben länger aufbewahren“, sagt Germer. Auch in den beiden Blechräumen ist alles ordentlich sortiert die Ehrenamtler haben ganze Arbeit geleistet. „Wir haben auch Kühlschränke, denn nicht alles darf ja einfach so rumstehen.“ Die Kunden, wie Germer die bedürftigen Kreisstädter nennt, freut‘s. Aber nicht nur die. „Man darf die soziale Aufgabe der Tafel nicht unterschätzen“, betont die Vorsitzende. „Wir haben Leute zurück in die Arbeit gebracht. Andere, die wegen des Alters beispielsweise keinen Job mehr bekommen, packen mit an und haben so wieder einen strukturierten Alltag.“ Und das Ganze ohne Aufwandsentschädigung Germer bekräftigt. „Kunden dürfen keine Helfer sein.“
Während im Gemeindesaal weiter fleißig sortiert wird – ein Ehrenamtler fährt gerade die nächste Palette Lebensmittel in Richtung Container – wird’s draußen etwas ungemütlich. Und das liegt nicht nur am strömenden Regen, der die Arbeit ohnehin nicht gerade leichter macht. „Wir warten auf den zweiten Sprinter“, sagt Germer. Der kommt, mit etwas Verspätung, dann doch noch rechtzeitig. „Entschuldigung – das Einladen hat etwas länger gedauert“, sagt der Fahrer. Doch gemeckert wird nicht. Stattdessen wird mitangepackt. Dennoch würde sich Germer auch über weitere Hilfe freuen. „Was wir immer suchen, sind jüngere Rentner.“ Denn die wären körperlich fit und hätten auch morgens Zeit. „Das ist für normale Berufstätige schwierig zu stemmen.“
Um den Zusammenhalt zu steigern, macht das Team einmal im Jahr einen Ausflug. „Wir waren schon in Limburg oder auch in Speyer“, sagt Germer. „Außerdem kommen wir einmal im Jahr auf dem Dietzenbacher Weinfest zusammen.“
Von Patrick Eickhoff
Info: Hierbei handelt es sich um ein reupload, der originale Bericht stammt von OP Online und ist vom 20.03.2019